XML
sru:version: 1.2; sru:query: fcs.rf="baedeker.3_67"; fcs:x-context: baedeker.3; fcs:x-dataview: title,full; sru:startRecord: 1; sru:maximumRecords: 10; sru:query: fcs.rf="baedeker.3_67"; sru:baseUrl: ; fcs:returnedRecords: 1; fcs:duration: PT0.011S PT0.031S; fcs:transformedQuery: descendant-or-self::fcs:resourceFragment[ft:query(@resourcefragment-pid,<query><phrase>baedeker.3_67</phrase></query>)];
1 - 1
ZUR KUNSTGESCHICHTE. LXIII

Auf dem Gebiete der bildenden Kunst zeigen die Leistungen
der Inder vielfach mehr Originalität und Phantasie als Schönheit
der Form; nur in der Baukunst haben sie wirklich Großes und Be-
wundernswertes
hervorgebracht. Die Baukunst herrscht in Indien
so unbedingt über die anderen Künste, daß man Werke der Malerei
und Plastik eigentlich nur als ausschmückende Bestandteile von
Bauten angefertigt hat; Bildwerke für sich sind fast ausschließlich
zu Kultuszwecken aufgestellt worden, nicht um als selbständige
Kunstwerke zu wirken. Wie das ganze Leben in Indien, so steht
auch die Kunst unter dem beherrschenden Einfluß der Religion;
die Geschichte der indischen Architektur hat es deshalb beinahe
nur mit religiösen Bauwerken zu tun.

Die Malerei ist am wenigsten gepflegt worden und auf einem
naiven Standpunkt stehen geblieben; die Perspektive scheint den
Indern besondere Schwierigkeiten zu bereiten. Die Versuche, die
Kaiser Akbar im XVI. Jahrhundert gemacht hat, die indische Malerei
zu heben, hatten keinen dauernden Erfolg. Aus viel früherer Zeit
verdienen jedoch die Reste der Freskomalereien in den Grotten-
bauten
von Adschantâ (S. 154) Beachtung; neben denen von Bâgh im
Gwalior-Staat sind sie das Einzige, was von altindischer Malerei
erhalten ist. Diese Fresken stammen aus der Zeit vom II. bis zum
VII. Jahrhundert n. Chr.
, die bei Vergleichung mit späteren Ge-
mälden
die Blütezeit der indischen Malerei gewesen zu sein scheint,
und stellen, zum Teil in lebendiger Weise, Szenen aus dem Leben
und den früheren Existenzen Buddhas, aber auch aus dem weltlichen
Leben der Inder dar. Die ältesten dieser Gemälde sind diejenigen,
die buddhistische Legendenstoffe behandeln und zur Erbauung
dienen sollten. Vielen Beifall finden die modernen Miniatur-
malereien
, namentlich die auf Elfenbein. Da sie aber in der Haupt-
sache
nur Wiederholungen derselben Bilder sind, gehören sie eher
zum Kunsthandwerk, das auch sonst in den verschiedensten Zweigen
durch Gefälligkeit der Form, leuchtende Farben und saubere Arbeit
namhafte Erfolge erzielt hat.

Reich ist Indien an Werken der Plastik. Von ihnen kommen
die brahmanischen Götterbilder, die durch Häufung der Glied-
maßen
und durch tierische Körperteile in der geschmacklosesten
Weise entstellt sind, in künstlerischer Hinsicht natürlich nicht in
Betracht. Nur wo menschliche Gestalten ohne solche Mißbildungen
dargestellt sind, weisen sie in Form und Haltung sowie in den Ge-
sichtszügen
mancherlei Schönheiten auf; störend und vielfach ab-
stoßend
bleibt aber, soweit sie echt indisch, d. h. von fremder
Kunst unbeeinflußt sind, der Mangel an Kraft, die orientalische
Üppigkeit, Steifheit und Schwere, und bei den weiblichen Figuren
die grobsinnliche Massigkeit der Fleischteile.

Die buddhistischen Bildwerke machen einen edleren und
natürlicheren Eindruck; auch reichen die Anfänge der Kunst, hier